gehen in diesem Meer ist inniger Schiffbruch. Vielen ist das von Beethoven vertonte Lied von Christian Fürchtegott Gellert Die Himmel rühmen des ewigen Ehre (1757) vertraut, eine Anspielung auf den Psalm 19,2: «die Himmel erzählen die Ehre Gottes». Sempre caro mi fu quest’ermo colle, [Also], Die Mitte des Gedichts ist der Ort, an dem Rilkes Interpretation ihr eigenwilliges Profil besonders deutlich zeigt. Die folgende Analyse will vor allem das Interesse auf die Problematik der Übersetzung von Lyrik durch Dichter lenken: Rilke als Leser Leopardis. [Così tra queste], Und mir fällt das Ewige ein Italianistische Zeitschrift für Kulturwissenschaft und Gegenwartsliteratur Rivista d’Italianistica e di letteratura contemporanea. und Schiffbruch erleiden ist mir süß in diesem Meer. Infinito silenzio a questa voce Vo comparando: e mi sovvien l’eterno, E le morte stagioni, e la presente E viva, e il suon di lei. Der übersetzende Dichter folgt dem Drang, in seine Innerlichkeit einzutauchen. Jetzt erkennt er in der Erinnerung die alte wieder: «Langsam um sich sehend ohne sich sonst in der Haltung zu verschieben, erkannte er alles, erinnerte es, lächelte es gleichsam mit entfernter Zuneigung an, ließ es gewähren, wie ein viel Früheres, das einmal, in abgetanen Umständen, an ihm beteiligt war.»41 L’infinito Sempre caro mi fu quest'ermo colle, e questa siepe, che da tanta parte dell'ultimo orizzonte il guardo esclude. Er ist vorbereitet, «junge Verstorbene des Hauses aus der Wendung des Weges heraustreten zu sehen». You also have the option to opt-out of these cookies. Einem befreundeten Dichter – es handelte sich um Richard Dehmel –, der sich über sein ständiges Leben im Ausland besorgt zeigte, gestand Rilke, wie bedeutend ihm gerade dieser Umstand sei: So beschränkte ich mich unter anderem zu sagen – mich dessen keineswegs rühmend, sondern es, wenn man so will, als eine Schwäche zugebend –, daß ich arbeitend, kein Deutsch […] um mich hören könne, sondern es vorzöge, dann von einer anderen, mir als Umgangsmittel vertrauten und sympathischen Sprache umgeben zu sein: durch Isolierung […] nähme dann, erzählte ich ihm, das Deutsch in mir eine eigentümliche Sammlung und Klarheit an; abgerückt von allem täglichen Gebrauch, empfände ich es als das mir angemessene herrliche (wie herrliche: nur, vielleicht, über das Russische so zu verfügen, gäbe eine noch größere Gamme, noch weitere Kontraste des Ausdrucks!) Er erwähnt ein kleines Fragment antiker Musik, das ihm einst Romain Rolland vorspielte. Die Spannung zwischen Innenraum und Außenraum, zwischen Zeit und Ewigkeit, zwischen Natur und Geschichte wird im Gefühl einer kosmischen Harmonie aufgehoben. il cor non si spaura. Spuren der raumhaften Sprache der Elegien durchdringen den Text des L’Infinito.    und die verstorbenen Jahreszeiten, und die jetzige, e viva, e il suon di lei. E come il vento 4178).    ich im Geiste stelle mir vor; wo beinahe, il cor non si spaura. vo comparando: e mi sovvien l’eterno, Out of these cookies, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are as essential for the working of basic functionalities of the website. Im italienischen Original taucht der Begriff «infinito» zweimal auf: als Beiwort im Syntagma «infinito silenzio» und im Substantiv «infinità». Così tra questa Poesie bedeutet nicht mehr wie im klassischen Diskurs Gestaltung und Veranschaulichung des Erfundenen oder des Erdachten, sondern primär Erlebnis. Seiner Gewohnheit nach mit einem Buch auf und ab gehend, war er darauf gekommen, sich in die etwa schulterhohe Gabelung eines strauchartigen Baumes zu lehnen, und sofort fühlte er sich in dieser Haltung so angenehm unterstützt und so reichlich eingeruht, dass er so, ohne zu lesen, völlig eingelassen in die Natur, in einem beinah unbewussten Anschauen verweilte. – Material.16, Dennoch bleibt die Frage letztlich unbeantwortet, ob eine Übersetzung von Gedichten überhaupt möglich ist. Segment Die Hecke (la siepe) hindert den Blick und verwandelt dadurch in der Wahrnehmung einen begrenzten in einen unendlichen Raum. Dazu muss man bemerken, dass der Begriff «orizzonte», den Rilke nicht mit «Horizont» übersetzt, in Leopardis Lyrik nicht auf eine klare Trennung zwischen Realem und Imaginärem hinweist, sondern als Linie verstanden wird, die eine endliche Weite abgrenzt. Ein wichtiges Element, um die stilistische Qualität einer dichterischen Übersetzung beurteilen zu können, ist die Berücksichtigung der Situation, die inspirierend gewirkt hat. Die Verwendung ohne Prädikate zeigt, dass der Kampf des Menschen mit seinen Dämonen unentschieden bleibt.    beginne zu vergleichen: Und in den Sinn kommt mir die Ewigkeit, e le morte stagioni, e la presente io nel pensier mi fingo; ove per poco So schreibt er, um sie zu veranschaulichen: Alle diese Stücke, jedes in seiner Art, enthalten Annäherungen an die Grenzempfindungen des Daseins und streben alle jenem ahnbaren Ausgleich zu, den ich am unvergleichlichsten einmal in einem Fragment antiker Musik dargestellt gefunden habe.35. (Zib. Dieses Ziel zu erreichen, vermag nach Leopardi allein die italienische Sprache: La lingua italiana, che in ciò chiamo unica fra le vive, può nel tradurre, conservare il carattere di ciascun autore in modo ch’egli sia tutto insieme forestiero e italiano. In Duino übersetzte er Leopardis L’infinito. Für Rilke hingegen bedeutet das Unendliche die Totalität des Seins. odo stormir tra queste piante, io quello Cookies help us provide, protect and improve our products and services. Rilke trennt die beiden Gedanken durch einen Punkt. Vittorio Gassman - L'infinito. Ma sedendo e mirando, interminati Unter- Hat Rilke aus dem Text Leopardis eine eigene Schöpfung, etwa im Sinne einer romantischen Moderne geschaffen? Künstler/in: Vittorio Gassman ( Vittorio Gassman, nato Gassmann) Übersetzungen: Deutsch, Englisch, Französisch #1, #2, Portugiesisch, Rumänisch #1, #2, Russisch, Schwedisch, Spanisch Italienisch A A. L'infinito Sempre caro mi fu quest'ermo colle, e questa siepe, che da tanta parte. Die Materialität und die Form der Sinnenwelt werden sowohl im Gedicht als auch in den Erlebnissen Rilkes reflektiert. «per poco» hat im Italienischen die Bedeutung «quasi», «beinahe». Januar 1919, die die Einheit von Leben und Tod beschwören, sind wichtige Quellen. dell’ultimo orizzonte il guardo esclude. So nimmt man hier das Echo von Johannes 14,9 wahr: «Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen [...]». E come il vento odo stormir tra queste piante io quello Infinito silenzio e questa voce Vo comparando: e mi sovvien l’eterno, e le morte stagioni e la presente e viva e il suon di lei. Es wurde aber einem kleinen Ort bei Triest das Privileg zuteil, mit dem Namen des wichtigsten poetischen Werkes Rilkes verbunden zu bleiben: Duino.20 Im Jahr 1912 war das gastfreundliche Schloss der Fürstin von Thurn und Taxis-Hohenlohe eine Begegnungsstätte der Literatur und Kunst Italiens. E come il vento Odo stormir tra queste piante, io quello Infinito silenzio a questa voce Vo comparando: e mi sovvien l’eterno, E le morte stagioni, e la presente E viva, e il suon di lei. Im Erlebnis verspürt der Ich-Erzähler das Gefühl, «in seinem Körper wie in der Tiefe eines verlassenen Fensters, hinübersehend» zu stehen. (Zib. Beim Übertragen von Gedichten war für Rilke die Bewahrung der Sprachmelodie wichtig, sein Interesse galt dem Rhythmus, dem Reim und der Musikalität der Verse. vo comparando: e mi sovvien l'eterno, e le morte stagioni, e la presente. Metaphorisch wird der Geschmack der Schöpfung mit dem Wissen um die Vergänglichkeit gewürzt. Ma sedendo e mirando, interminati Aber [hier] sitzend und schauend, grenzenlose. Denn trotz aller poetologischer und weltanschaulicher Differenzen existiert zwischen Leopardi und Rilke eine grundsätzliche Affinität.    unendliche Schweigen dieser Stimme, vo comparando: e mi sovvien l’eterno, Also Die Reflexion über moderne Sprachen beschäftigte Leopardi besonders in den Jahren zwischen 1821 und 1823. L’Infinito. il cor non si spaura. Das „L’Infinito“ ist in Form von endecasillabi sciolti verfasst, einer Versform, die dem englischen Blankvers entspricht – also ein fünfhebiger Jambus, der entweder zehn- oder elfsilbige Verse bildet, je nachdem, ob betont oder unbetont anfangend. http://hdl.handle.net/21.11108/0000-0007-DA53-6, Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 4.0 International. [den Blick] Sitzend und schauend bild ich unendliche Der erste Teil besteht aus den Versen 1 bis zur Mitte von Vers 8 (il cor non si spaura.). Wahrscheinlich ist die eigentlich nicht korrekte Übersetzung von «ove per poco il cor non si spaura» der Schlüssel für das Rilke’sche Verständnis des Gedichts. Er solle imstande sein herauszufinden, ob der Autor ein Wort oder einen Ausdruck neu geschaffen habe oder nicht. und daneben die alten Jahreszeiten und diese daseiende Zeit, die lebendige tönende. io nel pensier mi fingo; [ove per poco]. Nicht zufällig wird im Erlebnis ein Baum das Medium der Naturwahrnehmung. e le morte stagioni, e la presente Die Forderung des italienischen Dichters, nach der «die Wirkung eines Textes in einer Fremdsprache auf unseren Geist der Wirkung der Perspektiven, die in einer camera obscura gesehen und wiedergegeben werden, gleichen soll», hat er meisterhaft erfüllt. Das Gedicht lässt sich in zwei Abschnitte einteilen.    ich zwischen diesen Pflanzen rauschen höre, ich jenes, infinito silenzio a questa voce Aber während das lyrische Ich bei den widerstreitenden Empfindungen des Rauschens des Windes und der endlosen Stille von Gefühlen großer Intensität ergriffen wird («so überkommt es mich»), ist im nächsten Satz sein Fühlen im Blick auf das einfallende Ewige wie abgekühlt. daseiende Zeit, die lebendige tönende. Im Gedicht ist es vor allem der auditiven Wahrnehmung zu verdanken, wenn das Gefühl des Unbestimmten zum Ausdruck kommt und die Phantasie anregt. aufrauscht der Wind, so überkommt es mich, daß ich The final draft dates to the period between spring and autumn 1819. Ma sedendo e mirando, interminati spazi di là da quella, e sovrumani silenzi, e profondissima quiete io nel pensier mi fingo; ove per poco il cor non si spaura. dell’ultimo orizzonte il guardo esclude, Immer lieb war mir dieser einsame Philosophisch aber bedeutet «infinito» für Leopardi eine geistige Fiktion, die mit dem Nichts identisch ist, wie die ikastische Formulierung im Zibaldone lautet: «[...] solamente, quello che non esiste, la negazione dell’essere, il niente, può essere senza limiti, e l’infinito viene in sostanza a essere lo stesso che il nulla.» (Zib. Insofern kann sie sowohl als kreative Schöpfung als auch als stilistische oder intertextuelle Übung im höheren Sinne verstanden werden. Rilke löst den Vers vom Kontext und übersetzt: «Und über ein Kleines geht mein Herz ganz ohne Furcht damit um». spazi di là da quella, e sovrumani 2844–46). By using our website, you agree to our use of cookies. Auf Leopardi war er durch einen Freund aufmerksam gemacht geworden. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. Die perfekte Übertragung ist in der vollständigen Nachahmung verwirklicht: «La piena e perfetta imitazione è ciò che costituisce l’essenza della perfetta traduzione» (Zib 1988). Seine Theorie verknüpft linguistische Reflexionen mit philosophischen und poetologischen Fragestellungen. 12) – ungefähr ein Jahr vor der Komposition von L’Infinito – formulierte er eine kühne Anforderung an den Übersetzer. L’INFINITO Sempre caro mi fu quest'ermo colle, e questa siepe, che da tanta parte dell'ultimo orizzonte il guardo esclude. Das Synonym «endlos» wird für die Charakterisierung der Stille verwendet. Rilke scheint sie als Signale der Transzendenz wahrzunehmen. Sie baut sich in den untersuchten Gedichten aus dem Grundverhältnis von «Ich- Einsamkeit und Einklang mit der Natur [...] über die Nähe des erlebten Raumes [...] und der erlebten Zeit [...] zur räumlichen Ferne [...] bis zum kosmologischen Horizont [...] auf.»30 Untergehen in diesem Meer ist inniger Schiffbruch. e questa siepe, che da tanta parte Auf Capri einmal, als ich nachts im Garten stand, unter einem Ölbaum und der Ruf eines Vogels über dem ich die Augen schließen musste, war gleichzeitig in mir und draußen wie in einem einzigen unterschiedslosen Raum vollkommen Ausdehnung und Klarheit.50. In der Sprache des Gebets ist auch im Italienischen diese Pluralform üblich, man denke an den Gebrauch dieser Form im Vater unser, also «Padre nostro che sei nei cieli». sinkt der Gedanke mir weg ins Übermaß. E come il vento odo stormir tra queste piante, io quello 10 infinito silenzio a questa voce vo comparando: e mi sovvien l'eterno, e le morte stagioni, e la presente e viva, e il suon di lei. L'infinito (Italian) Sempre caro mi fu quest'ermo colle, e questa siepe, che da tanta parte dell'ultimo orizzonte il guardo esclude. [Io nel pensier mi fingo]; ove per poco Bei dieser Vorstellung teilt er die frühromantische Zuneigung für das Unbestimmte als Quelle angenehmer Gefühle. Und wenn in dem Buschwerk Insbesondere zwei Briefe, an Adelheid von der Marwitz am 14. und an die Gräfin Caroline Schenk von Stauffenburg vom 23. Die Formulierung: «unendliche Räume jenseits», und vor allem die metaphysische Tiefe des Bildes «Ruhe vom Grunde der Ruh» rufen überirdische Visionen hervor. L’aggettivo “questo” indica difatti l’avvenuta interiorizzazione dell’infinito e dell’eterno, di conseguenza se prima la percezione dell’immensità provocava al Leopardi un sottile brivido, “ove per poco il cor non si spaura”, ora “il naufragar … è dolce in questo mare”. Wenn Rilke versucht, das ‹schwer zu beschreibende Erlebnis› in Sprache zu übersetzten, vermag am besten ein religiös besetztes, auditives Bild die nuancenreiche Vielfalt seiner synästhetischen Erfahrung zu illustrieren. In Wirklichkeit handelt es sich um ein «Er», eine voce narrante. Diese Skepsis ist auch Leopardi nicht fremd. L’infinito besteht aus 15 Versen in losen Elfsilbern, also ohne Reim. Beim Hören spürte der Dichter das Empfinden von der Bewegung zweier leise gegeneinander sich auswiegender Waagschalen. Auf Deutsch heißt es wortgetreu: «Und mir fällt das Ewige ein und daneben die alten Jahreszeiten und diese daseiende Zeit, die tönende». den Blick [Sitzend und schauend bilde ich unendliche].